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Die Ghoule verhielten sich überwiegend respektvoll, obwohl einer ihn zu zwicken versuchte, während mehrere andere seine Magerkeit prüfend beäugten. Mit geduldigem Plappern stellte er Nachforschungen über seinen verschwundenen Freund an und fand heraus, daß dieser ein recht prominenter Ghoul in jenen Abgründen geworden war, die näher an derwachen Welt lagen. Ein alter, grünlicher Ghoul erbot sich, ihn an Pickmans derzeitigen Aufenthaltsort zu führen, und so folgte er der Kreatur trotz eines natürlichen Widerwillens in eine geräumige Grube und kroch ihr stundenlang in der Schwärze modriger Erde hinterher. Sie kamen auf einer trüben Ebene heraus, die mit sonderbaren Relikten von der Erde übersät war - alte Grabsteine, geborstene Urnen und groteske Fragmente von Denkmälern - und Carter fühlte mit innerer Bewegung, daß er sich vermutlich näher an der wachen Welt befand als jemals zuvor, seit er die siebenhundert Stufen von der Kaverne der Flamme zum Tor des Tieferen Schlummers hinabgestiegen war. Dort hockte, auf einem Grabstein des Jahres 1768, den man vom Granary-Kirchhof in Boston gestohlen hatte, ein Ghoul, der einstmals der Künstler Richard Upton Pickman war. Er war nackt und gummiartig und hatte so sehr die ghoulische Physionogmie angenommen, daß es seine menschliche Abkunft schon verdunkelte. Aber er sprach noch immer ein wenig Englisch und konnte sich durch Grunzen und einsilbige Worte mit Carter verständigen, wobei er sich manchmal auch mit der Plappersprache der Ghoule aushalf. Als er erfuhr, daß Carter zum Verwunschenen Wald wollte und von dort weiter zu der Stadt Celephais in Ooth-Nargai hinter den Tanarischen Bergen, schien er ziemlich besorgt; denn die Ghoule der wachen Welt machen sich auf den Friedhöfen des oberen Traumlandes nicht zu schaffen, (das überlassen sie den rotfüßigen Wamps, deren Brutplätze in toten Städten liegen) und vielerlei trennt ihren Abgrund vom Verwunschenen Wald, nicht zuletzt das schreckliche Königreich der Gugs. Die gigantischen und haarigen Gugs hatten in diesem Wald früher Steinzirkel errichtet und den Anderen Göttern und dem kriechenden Chaos Nyarlathotep solange seltsame Opfer dargebracht, bis den Erdgöttern eines Nachts eine ihrer Greueltaten zu Ohren kam und sie in tiefergelegene Kavernen verbannt wurden. Den Abgrund der Erden-Ghoule und den Verwunschenen Wald verbindet nur eine große, steinerne Falltür mit einem eingelassenen Eisenring, und diese wagen es die Gugs wegen eines Fluches nicht zu öffnen. Daß ein sterblicher Träumer ihr Höhlenreich durchqueren und durch diese Tür verlassen könnte, ist undenkbar; denn vormals haben sie sich von sterblichen Träumern ernährt, und noch sind bei ihnen Legenden über die Schmackhaftigkeit solcher Träumer in Umlauf, obwohl ihre Kost durch die Verbannung auf die Ghasts beschränkt 39 wurde, jene widerwärtigen Wesen, die im Licht sterben, in den Gewölben von Zin hausen und wie Känguruhs auf langen Hinterbeinen springen. Deshalb riet der Ghoul, der Pickman war, Carter, den Abgrund entweder bei Sarkomand zu verlassen, der Ruinenstadt im Tal unterhalb von Leng, wo schwarze, salpetrige Treppenfluchten, von geflügelten dioritenen Löwen bewacht, vom Traumland hinunter zu den tiefen Schlünden führen, oder über einen Kirchhof die wache Welt wiederzugewinnen, und die Suche aufs neue zu beginnen, die siebzig Stufen des leichten Schlummers hinab zur Kaverne der Ramme und die siebenhundert Stufen hinunter zum Tor des Tieferen Schlummers und zum Verwunschenen Wald. Davon jedoch hielt der Sucher nichts; denn einerseits war ihm über den Weg von Leng nach Ooth-Nargai nicht das geringste bekannt, und andererseits widerstrebte es ihm, aufzuwachen, weil er dann befürchten mußte, alles zu vergessen, was er bis jetzt in diesem Traum erreicht hatte. Es hätte verheerende Wirkungen für seine Suche, vergäße er die erhabenen und göttlichen Gesichter jener Seeleute aus dem Norden, die in Celephais mit Onyx handelten und die, als Söhne der Götter, den Weg zur kalten Öde weisen mußten und damit auch zum Kadath, wo die Großen Wohnung haben. Nach langen Überredungsversuchen willigte der Ghoul ein, seinen Gast in die mächtigen Mauern des Königreiches der Gugs zu führen. Es bestand die Chance, daß sich Carter durch die Zwielichtzone der runden Steintürme zu einer Zeit würde stehlen können, da die Riesen übersättigt in ihren Häusern schnarchten, um dann den zentralen Turm zu erreichen, der das Zeichen von Koth trägt und die Treppen birgt, die hinauf zur steinernen Falltür im Verwunschenen Wald führen. Pickman stimmte sogar zu, drei Ghoule abzustellen, die mit einem Grabstein als Hebel helfen sollten, die Steintür aufzudrücken; denn vor Ghoulen fürchten sich die Gugs ein wenig, und oft fliehen sie von ihren eigenen kolossalen Friedhöfen, wenn sie sie dort beim Schmaus antreffen. Er riet Carter weiterhin, sich als Ghoul zu verkleiden; den Bart abzurasieren, den er sich hatte wachsen lassen (denn Ghoule haben keinen), sich nackt im Schlamm zu wälzen, um das richtige Äußere zu bekommen, in der typischen, vornübergebeugten Gangart dahinzutrotten und sein Kleiderbündel wie einen Leckerbissen aus einem Grab zu tragen. Durch die entsprechenden Grubengänge würden sie in die Stadt der Gugs - die gleichzeitig das ganze Königreich umfaßt - gelangen und auf einem Friedhof unweit des treppenbergenden Turmes von Koth herauskommen. Sie mußten sich allerdings vor einer großen Höhle nahe des Friedhofs hüten; denn dies ist der Eingang zu den Gewölben von Zin, und die rachelüstemen Ghasts lauem immer blutgierig jenen Bewohnern des oberen Abgrundes auf, von denen sie gejagt und verspeist werden. Wenn die Gugs schlafen, wagen sich die Ghasts hervor und greifen gleichermaßen Ghoule und Gugs an, denn sie können sie nicht von einander unterscheiden. Sie sind äußerst primitiv und fressen sich gegenseitig. An einer Engstelle in den Gewölben von Zin hält ein Gug Wache, doch er ist oft sehr schläfrig und wird daher manchmal von einer Horde Ghasts überrumpelt. Können die Ghasts im richtigen Licht auch nicht existieren, so ertragen sie doch das graue Zwielicht des Abgrunds für einige Stunden. 40 Zuletzt kroch Carter also durch endlose Gruben, zusammen mit drei hilfreichen Ghoulen, die den flachen Grabstein des Col. Nepemiah Derby, gest. 1719, vom Charter Street Kirchhof in Salem trugen. Als sie wieder ans Zwielicht drangen, befanden sie sich in einem Wald aus riesigen, flechtenbedeckten Monolithen, die fast so hoch aufragten wie der Blick reichte und die nichts anderes darstellten als die bescheidenen Grabsteine der Gugs. Rechts des Loches, aus dem sie krabbelten, gewährten Monolithenhallen eine bestürzende Durchsicht auf zyklopische Rundtürme, die grenzenlos in die graue Luft der inneren Erde stiegen. Dies war die große Stadt der Gugs, deren Torwege dreißig Fuß hoch sind. Die Ghoule kommen oft hierher, denn von einem beerdigten Gug kann sich eine Gemeinde beinahe ein Jahr lang ernähren, und trotz der erhöhten Gefahr ist es besser nach Gugs zu graben, als sich mit den Gräbern der Menschen abzugeben. Carter begriff jetzt, wie es sich mit den titanischen Knochen verhielt, die er im Tal von Pnoth manchmal unter sich gespürt hatte. Geradeaus, genau vor dem Friedhof, erhob sich ein steiles, senkrechtes Kliff, an dessen Basis eine immense und abstoßende Höhle gähnte. Diese empfahlen die Ghoule Carter weitgehend zu meiden, denn es handele sich um den Eingang zu den ruchlosen Gewölben von Zin, wo Gugs im Finstem Ghasts jagten. Und tatsächlich erwies sich diese Warnung schon bald als sehr berechtigt; denn in dem Moment, als sich ein Ghoul anschickte, zu den Türmen hinüberzukriechen, um herauszufinden, ob man die Stunde der Ruhezeit der Gugs richtig berechnet hatte, da glühte in dem großen Höhlenmaul zuerst ein gelblichrotes Augenpaar auf und dann ein zweites, und dies bedeutete, daß die Gugs um eine Wache ärmer waren und die Ghasts wirklich über einen ausgezeichneten Geruchssinn verfügten. Deshalb schlich der Ghoul zur Grube zurück und ermahnte seine
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