[ Pobierz całość w formacie PDF ]

Rathaus, alles wie im Bilderbuch. Und er wohnte tatsächlich in
einem zweistöckigen Haus, nicht in einem Apartment! Erste
Einschätzung: Er mußte tatsächlich Geld haben, Häuser waren
sehr teure Immobilien. Zweite Einschätzung: Wäre er
verheiratet, hätte er sie schon wegen der Nachbarn nicht zu sich
eingeladen.
Also war er reich und ledig.
Sie betraten eine Eingangshalle, von der eine Treppe in den
ersten Stock führte. Ralf geleitete sie aber geradeaus in die zwei
Zimmer im hinteren Teil des Hauses, die auf einen Garten
hinausgingen. Ein Eßzimmer mit einem Eßtisch und vielen
Bildern an den Wänden. Im Salon nebenan: ein paar Sofas,
Stühle, vollgestopfte Bücherschränke, überquellende
Aschenbecher und schmutzige Gläser.
»Soll ich Kaffee machen?«
Maria schüttelte den Kopf. Nein, noch soll er mich nicht
anders behandeln. Ich fordere meine Dämonen geradezu heraus,
indem ich genau das Gegenteil dessen tue, was ich mir
vorgenommen habe. Bloß keine Panik: Heute werde ich die
Rolle der Prostituierten spielen oder der Freundin oder die der
Verständnisvollen Mutter, obwohl ich in meiner Seele ein
junges Mädchen bin, das Zärtlichkeit braucht. : Erst zum Schluß,
wenn alles vorbei ist, dann kannst du mir einen Kaffee kochen!9
»Hinten im Garten liegt mein Studio, meine Seele. Hier,
zwischen diesen Bildern und Büchern, ist mein Verstand, das,
was ich denke.«
Zu Marias Wohnung gehörte kein Garten. Und es gab auch
keine Bücher, außer denen aus der Stadtbücherei denn es lohnte
sich ja nicht, Geld für etwas auszugeben, was man gratis
-95-
bekommen konnte. Bei ihr gab es auch keine Bilder - nur ein
Poster vom Chinesischen Staatszirkus aus Shanghai, den sie
unbedingt einmal live erleben wollte.
Ralf nahm eine Flasche Whisky und streckte sie ihr hin.
»Nein, danke.«
Er goß sich ein Glas ein, ohne Eis, ohne alles, und kippte es
herunter. Er begann über das Leben zu philosophieren -
durchaus interessante Gedanken -, und doch konnte er Maria
nicht täuschen. Sie wußte nur allzu gut, daß dieser Mann Angst
vor dem hatte, was jetzt geschehen könnte, da sie allein waren.
Maria übernahm wieder die Kontrolle.
Ralf schenkte sich noch einmal ein und sagte beiläufig: »Ich
brauche dich.«
Eine Pause. Langes Schweigen. : Hilf ihm nicht über dieses
Schweigen hinweg, mal sehen, wie er fortfährt.9
»Ich brauche dich, Maria. Du hast Licht, obwohl ich spüre,
daß du mir nicht glaubst und meinst, ich wolle dich mit meinen
Worten verführen. Frag nicht : Warum ich? Was ist Besonderes
an mir?9 An dir ist nichts Besonderes, nichts, wofür ich eine
Erklärung hätte. Dennoch - und darin liegt das Geheimnis des
Lebens - kann ich an nichts anderes mehr denken.«
»Ich hätte nicht gefragt«, log sie.
»Wenn ich nach einer Erklärung suchen würde, könnte ich
sagen: Die Frau, die ich vor mir habe, hat es geschafft, das
Leiden zu überwinden und es in etwas Positives, Kreatives zu
verwandeln. Aber das reicht als Erklärung nicht aus.«
Die Situation wird allmählich brenzlig, dachte Maria. Ralf
fuhr fort.
»Und ich? Ich bin kreativ, meine Bilder sind in Galerien auf
der ganzen Welt gesucht, ich habe mir einen Traum erfüllt, ich
bin ein geachteter Bürger meines Dorfes, meine Frauen haben
mich nie um Alimente gebeten, ich bin gesund, sehe gut aus,
-96-
kurz, ich habe alles, was ein Mann sich nur erträumen kann&
Und doch stehe ich hier und sage zu einer Frau, die ich erst
kürzlich in einem Cafe getroffen und mit der ich gerade mal
einen Nachmittag verbracht habe: : Ich brauche dich!9 Weißt du,
was Einsamkeit ist?«
»Ja, ich weiß es.«
»Aber du weißt nicht, was Einsamsein heißt, wenn du
gleichzeitig jede Menge Leute treffen könntest, überall
eingeladen bist, zu Partys, Cocktails, Theaterpremieren. Wenn
andauernd das Telefon klingelt und Frauen dran sind, die deine
Arbeit großartig finden, die mit dir zu Abend essen wollen -
schöne, intelligente, gebildete Frauen. Und etwas hält dich ab
und sagt: : Geh nicht! Du wirst dich nicht amüsieren. Du wirst
nur eine weitere Nacht damit vertun, Eindruck zu schinden, dir
selbst zu beweisen, daß du fähig bist, die ganze Welt zu
verführen.9
Dann bleibe ich zu Hause, gehe in mein Studio, suche das
Licht, das ich in dir gesehen habe. Aber ich sehe dieses Licht
nur, solange ich arbeite.«
»Was kann ich dir geben, das du nicht schon hast?«
entgegnete sie. Die Bemerkung über die anderen Frauen tat weh,
aber schließlich hatte er sie, Maria, dafür bezahlt, um sie an
seiner Seite zu haben.
Er war bei seinem dritten Whisky angelangt, und Maria stellte
sich vor, wie der Alkohol seine Kehle hinunterrann, im Magen
brannte, in Ralfs Blutkreislauf gelangte, ihn ermutigte, und sie
fühlte sich ebenfalls beschwipst, obwohl sie keinen Tropfen
Alkohol getrunken hatte.
»Gut. Ich kann deine Liebe nicht kaufen, aber du hast gesagt,
daß du alles über Sex weißt. Bring es mir bei. Oder erzähl mir
etwas über Brasilien. Was auch immer, wenn ich nur bei dir sein
darf.«
Was jetzt?
-97-
»In Brasilien kenne ich nur zwei Städte: die Kleinstadt, in der
ich geboren wurde, und Rio de Janeiro. In puncto Sex glaube ich
nicht, daß ich dir etwas beibringen kann. Ich bin bald
dreiundzwanzig und du nur sechs Jahre älter, aber du hast viel
intensiver gelebt als ich. Die Männer, mit denen ich mich sonst
treffe, bezahlen dafür, daß ich mache, was sie wollen, und nicht
umgekehrt.« [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
  • zanotowane.pl
  • doc.pisz.pl
  • pdf.pisz.pl
  • blacksoulman.xlx.pl
  •  

    Powered by WordPress dla [Nie kocha siÄ™ ojca ani matki ani żony ani dzieca, lecz kocha siÄ™ przyjemne uczucia, które w nas wzbudzajÄ…]. • Design by Free WordPress Themes.